Der Bau entstand 1555 unter der Leitung des Bau- und Bürgermeisters Hieronymus Lotter (1497–1580) und des ausführenden Baumeisters Paul Speck († 1557) im Renaissancebaustil als Ratswaage. Vorher stand an diesem Platz die sogenannte Safranwaage. Hinter dem zum Markt gerichteten vierstufigem Volutengiebel mit Sonnenuhr im oberen Teil und vorgesetztem Treppenturm hatte das Haus über dem Keller und dem Erdgeschoss jeweils zwei Ober- und Dachgeschosse sowie zwei Böden.
Die Ratswaage war das Zentrum der Leipziger Messe, die damals als Warenmesse mit direktem Verkauf betrieben wurde. Alle Waren mussten hier gewogen werden, wonach der Zoll erhoben wurde, den sich die Stadt mit dem Landesherrn teilte. Dazu musste immer ein Ratsherr anwesend sein. Die dazu notwendigen Einrichtungen und Räume befanden sich im Erdgeschoss. Der Keller beherbergte den Ratsausschank und das erste Obergeschoss die Herrentrinkstube. Von 1558 bis 1638 hatte der gegen Geleitgeld für die Wegesicherheit verantwortliche Geleitsmann hier seinen Platz. In dem Gebäude befand sich auch ab 1590 der Sitz der Leipziger Ratspost mit der Botenstube. Von 1661 bis 1712 war hier das kursächsische Postamt Leipzigs untergebracht